In Reaktion auf die hitzigen Debatten, die eine MDR-Dokumentation über den Einsatz von Mantrailern bei der Aufklärung von Straftaten ausgelöst hat, möchte Prof. Dr. Kai-Uwe Goss, führender Experte vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, einige Missverständnisse aus dem Weg räumen. Er betont, dass die Dokumentation nicht die Effektivität von Mantrailing in der Vermisstensuche infrage stellt, sondern sich ausschließlich auf dessen Rolle als Beweismittel bei Gericht, speziell bei alten Spuren, konzentrierte. Goss stellt klar, dass Mantrailing bei frischen Spuren und mit gut ausgebildeten Hunden ein wertvolles Instrument in der Vermisstensuche darstellt und bittet darum, seine Aussagen nicht aus dem Kontext zu reißen, sondern die Methode in ihrem Beitrag zur Rettung von Leben zu erkennen und zu würdigen.
Hier die Stellungnahme von Prof. Dr. Kai-Uwe Goss zur MDR Investigativ “Polizeihunde in der Kritik – Wie zuverlässig sind Mantrailer?” im Originalzitat:
Die MDR Dokumentation zum Thema Mantrailing bei Straftaten hat zu einigen heftigen Reaktionen aus dem Kreis der privaten Mantrailer geführt, die in der Vermisstensuche engagiert sind. Leider wurden die Botschaften dieser Sendung offenbar von vielen missverstanden.
Ich möchte daher gerne einiges klarstellen:
Die MDR Dokumentation hat keinerlei Aussage zum Mantrailing in der Vermisstensuche gemacht. Es ging um den Einsatz von Mantrailern als Beweismittel vor Gericht zur Aufklärung von schweren Straftatbeständen. Und zwar an alten Spuren!
Zu meinen eigenen Aussagen: Das Interview mit mir dauerte 70 Minuten und drehte sich nicht um die Vermisstensuche. Es ist praktisch unmöglich ein 70-minütiges Interview zu einem komplexen Thema zu geben, in dem nicht eine Nebenbemerkung zu einem Nebenthema evtl. falsch verstanden werden kann.
Konkret habe ich gesagt, dass das Mantrailing auch in der Vermisstensuche regelmäßig nicht zum Erfolg führt. Dabei bezog ich mich auf Polizeihunde, von denen regelmäßig das Ausarbeiten alter Spuren erwartet wurde. Diese Hunde haben meiner Überzeugung nach längst verlernt, worum es eigentlich geht, und folgen daher nur noch den Hinweisen ihrer Hundeführer. Aber selbst, wenn mein Bezug nicht klar wurde, kann ich zu meiner Aussage stehen: “Regelmäßig” bedeutet “in aller Regel” oder “oft”. “Regelmäßig” bedeutet nicht “immer”. Und tatsächlich zeigt die Erfahrung, dass Hunde in der Vermisstensuche “oft” keinen Erfolg haben (und folglich als Beweismittel vor Gericht inakzeptabel wären). Aber genauso stimmt es natürlich auch, dass eine 10 % ige Erfolgsquote in der Vermisstensuche vollkommen ausreicht, um die Arbeit zu rechtfertigen. Nur, darum ging es in dem MDR Beitrag gar nicht und deshalb wurde dies auch nicht besonders hervorgehoben.
Hier noch einmal positiv formuliert: Mantrailing an frischen Spuren und mit gut ausgebildeten Hunden ist möglich und sollte Teil der möglichen Einsatzmittel in der Vermisstensuche sein und bleiben! Ganz zu schweigen von der Flächensuche nach Erdbeben oder Lawinen, die mit Mantrailing wenig gemeinsam hat.
ZITATENDE